Latein am TMG
„Disce bonas artes, moneo, Romana iuventus!“
„Lerne die edlen Künste, so mahne ich, römische Jugend!“(Ovid, ars amatoria 1,459)
Warum Latein?
„Ein großer Wert des Altertums liegt darin, dass seine Schriften
Friedrich Nietzsche
die einzigen sind, welche moderne Menschen noch genau lesen.“
Latein genießt als traditionelles Fach der humanistischen Bildung weiterhin einen hohen Stellenwert am Gymnasium und somit auch am Städt. Thomas-Mann-Gymnasium. Bei uns kann man Latein ausschließlich als 2. Fremdsprache belegen, um sich dann zur 8. Klasse für das sprachliche Profil mit einer 3. Fremdsprache oder das naturwissenschaftliche Profil zu entscheiden. Doch warum eigentlich Latein?
Beim Erlernen von Latein geht es hauptsächlich um sogenannte Sekundärtugenden – die allerdings die Kardinaltugenden eines Gymnasiasten sind! Das heißt, es geht nicht darum, bei Ablegen des Latinums fließend Latein sprechen oder schreiben zu können, sondern sich durch intensives Lesen und Übersetzen über 2000 Jahre alte Texte zu erschließen. Dabei wird das analytische Denken und Sprachlogik geschult, da man wie bei einem Kriminalfall die einzelnen Indizien bzw. Puzzleteile (in unserem Fall die verschiedenen Satzteile mit ihren markanten Endungen) zu einem sinnvollen Ganzen (den Satz) zusammenfügen muss. Es liegt auf der Hand, dass die Fertigkeiten Systematik, Genauigkeit, Disziplin, Geduld und Ausdauer beim Übersetzen trainiert werden. Außerdem lernt man beim Lateinlernen das Lernen an sich: Vokabeln, Stammformen und Grammatik müssen gelernt und im Kopf systematisiert werden. Und Latein schafft Selbstbewusstsein durch das Lösen anspruchsvoller Aufgaben!
Am Städt. Thomas-Mann-Gymnasium beginnt der Lateinunterricht ab der 6. Klasse, weil gerade die jungen Leute sich sehr für die antike Kultur und das Leben der Menschen in der Antike und im antiken Europa interessieren – schließlich ist das römische Reich die Basis unserer europäischen Kulturlandschaft. Bis ins 18. Jahrhundert hinein war Latein das, was Englisch heute ist: Verkehrs- und Handelssprache, gemeinsame Verständnisbasis für alle, eine lingua franca. Daraus ergibt sich nicht zuletzt eine weitere propädeutische Funktion des Lateinunterrichts: In keinem anderen Fach wird der Grundstein für so viele Fächer gelegt wie in Latein. Durch den Lateinunterricht erwerben Schülerinnen und Schüler ein grundlegendes, systematisches Grammatikverständnis, das sich auch im Deutschunterricht sehr positiv bemerkbar macht. Durch das Bemühen um eine Übertragung des lateinischen Textes in angemessenes Deutsch werden außerdem
Formulierungsfähigkeiten und Sprachgefühl trainiert. Außerdem wird das Erschließen von Fremdund Lehnwörtern zum Kinderspiel, weil diese oftmals aus dem Lateinischen stammen.
Selbstverständlich erleichtert Latein als Basis auch den Erwerb der romanischen Fremdsprachen Italienisch, Spanisch, Französisch, Portugiesisch und Rumänisch. Aber auch im Englischunterricht profitieren die Schülerinnen und Schüler von Latein, denn 40 % des englischen Wortschatzes entstammen von den ehemaligen Besatzer: Der gehobene Wortschatz, den die Schülerinnen und Schüler spätestens in der Oberstufe brauchen, aber auch ganz einfache Vokabeln wie z. B. das Wort „einfach“ (= simple von dem lateinischen Wort simplex) oder „Kinderwagen“ (= perambulator von dem lateinischen Wort perambulare: spazieren gehen) haben ihre Wurzeln im Lateinischen.
Latein wird am Städt. Thomas-Mann-Gymnasium als 2. Fremdsprache ab der 6. Klasse angeboten. Wenn man es nach der 10. Klasse ablegt, hat man das Große Latinum erworben. Aber natürlich kann man Latein auch in der Oberstufe belegen! Auch mit Latein hat man die Belegungspflicht für Fremdsprachen in der Qualifikationsphase des Abiturs erfüllt. Wer sich dazu entscheidet, Latein als eines der Abiturprüfungsfächer zu wählen, kann dieses als Kolloquiumsprüfung oder als schriftliche Prüfung belegen – wobei die schriftliche Prüfung dann auch wirklich nur eine schriftliche Prüfung ist (nicht wie in den modernen Fremdsprachen, wo die schriftliche Prüfung aus zwei Teilen besteht, nämlich mündlich und schriftlich).
In den ersten drei Jahren des Lateinunterrichts, also von Klasse 6 – 8, wird die Basis gelegt: Es ist die Grammatik- und Vokabelerwerbsphase. Wir arbeiten in dieser Phase mit den Auspicia-Büchern des Lateinbuchverlages Lappersdorf (siehe: http://www.lateinbuchverlag.de/ ). Latein wird in den ersten drei Jahren mit vier Wochenstunden plus Intensivierungsstunde(n) absolviert. In dieser Zeit werden daher auch vier Schulaufgaben pro Jahr geschrieben. In der 8. Klasse findet die Intensivierungsstunde als Förderstunde für Schülerinnen und Schüler mit Lernschwierigkeiten statt.
Am Ende der 8. Klasse kann man in der Regel anhand von einfachen Texten beginnen die erste Originallektüre zu lesen. Ab der 9. Klasse steht schließlich die Lektüre der lateinischen Klassiker im Mittelpunkt: Caesar, Nepos, Cicero, Catull, Ovid und Martial. In den verbleibenden beiden Jahren bis zum Latinum stehen drei Unterrichtsstunden mit drei Schulaufgaben im Jahr zur Verfügung und eine Intensivierungsstunde für Schülerinnen und Schüler mit Lernschwierigkeiten, während die Oberstufe wieder vier Wochenstunden Lateinunterricht genießt. Über den genauen Lehrplan Latein können Sie sich gerne auf der Seite des ISB informieren (siehe: http://www.isb.bayern.de/). Die Lateinlehrerinnen und –lehrer werden bis Ende Januar in allen 5. Klassen eine Schnupperstunde abhalten.
Stundentafel Latein
Klassenstufe | Wochenstunden | Anzahl der Schulaufgaben |
---|---|---|
6 | 4 + 1/2 (Intensivierung) | 4 |
7 | 4 + 1/2 (Intensivierung) | 4 |
8 | 4 + 1 (Intensivierung für schwache Schülerinnen und Schüler) | 4 |
9 | 3 + 1 (Intensivierung für schwache Schülerinnen und Schüler) | 3 |
10 | 3 + 1 (Intensivierung für schwache Schülerinnen und Schüler) | 3 |
11 & 12 | 4 | 1 pro Halbjahr |